Migräne mit Aura und ihre "Besonderheit"

Ich bin Mitgründer unseres Unternehmens Natural Balance Supplements und hatte von meinem 12. bis zu meinem 30.Lebensjahr starke Migräneanfälle mit Aura. Eine gewisse Zeit davon hatte ich auch chronische Migräne, mit mehreren Migräneattacken am Tag und stark ausgeprägten Auraphasen. 
Hierbei war die Besonderheit dieser Form der Migräne die „Aura“. 

Mediziner haben das Phänomen nach Aurora benannt, der römischen Göttin der Morgenröte. So wie die aufgehende Sonne am Morgen den Beginn für den nächsten Tag einläutet, genauso kündigen die Wahrnehmungsstörungen, also die Aura, die bevorstehende Kopfschmerzphase an. Eigentlich etwas abstrus, da die Vorstellung der aufgehenden Sonne ein doch sehr schöner Moment ist, eine Attacke aber mit Schmerz und Leid für den Betroffenen einhergeht.

Oftmals ergeben sich weitere Fragen, auf die ich im Folgenden eingehen möchte: Was ist eine Aura, was sind die Auslöser bzw. Trigger von Migräne und was passiert bei einer Migräne im Körper?

Was ist eine Aura?

Es werden aus medizinischer Sicht zwei Hauptformen von Migräne unterschieden. Migräne mit Aura und Migräne ohne Aura. Im Durchschnitt leiden etwa 15 bis 25 % der Migräniker an der Migräne mit Aura [1]. Bei dieser Form der Migräne handelt es sich um eine plötzliche auftretende neurologische Störung.

Die beiläufigen Wahrnehmungsstörungen können sich bei jedem Menschen etwas unterschiedlich äußern. Am häufigsten kommt es zu Seh-, Gefühls- und/oder Sprachstörungen. Bei manchen Menschen kann es auch zum sogenannten „Alice-im-Wunderland-Syndrom“ kommen. Das Syndrom zeichnet sich durch eine stark verzerrte Wahrnehmung der eigenen Umgebung und des eigenen Körpers aus [2] [3]. Zum „Alice-im-Wunderland-Syndrom“ schreibe ich einen eigenen Blogbeitrag, da die Thematik etwas umfangreicher ist.

Ich selber hatte während der Auraphase oft ein stark eingeschränktes Sichtfeld mit Zickzacklinien, was zwischen 40 bis 60 Minuten andauerte. Ab ca. der Hälfte der Zeit hat sich die Sehstörung so stark ausgeprägt, dass ich vollständig und für 30 bis 40 Minuten erblindet bin.

Bei Migränepatienten mit Aura ist die Sehstörung mit bis zu 99 Prozent am stärksten vertreten. Es können bei Betroffenen aber auch mehrere verschiedene aufeinanderfolgende Auraphasen auftreten, wodurch sich die Dauer der Auraphase deutlich verlängern kann. In den häufigsten Fällen kommt es dann nach ca. 60 Minuten zu einem fließenden Übergang von der Auraphase zur Kopfschmerzphase [4] [5].

Was sind mögliche Auslöser einer Migräneattacke?

Die Wissenschaft ist sich sicher, dass es eine Vielzahl an bestimmten äußeren und inneren Einflüssen gibt (sogenannte Trigger), die eine Migräneattacke auslösen können. Welche Trigger bei einer Person eine Migräne auslösen, kann variieren. Das bedeutet, dass jeder Betroffene individuell betrachtet werden muss.

Migräne-Trigger auf einen Blick:

  • Stress (beruflich und/oder privat in Form von körperlicher oder seelischer Belastungen)
  • Hormonelle Schwankungen (während Zyklus oder Eisprung)
  • Veränderung des Schlaf-Wach-Rhythmus (z.B. am Wochenende oder an Feiertagen)
  • unausgewogene Ernährung oder histaminhaltige oder tyraminhaltige Lebensmittel
  • Unregelmäßigkeiten im Tagesablauf – Unterzuckerung/Hungerzustand (z.B. durch das Auslassen von Mahlzeiten)
  • Saunabesuch oder sportliche Überlastungen
  • Wetterwechsel und Höhenveränderungen
  • Einnahme von bestimmten Hormonpräparaten oder Medikamenten (z.B. die Pille, Schmerzmittel)
  • Psychische Belastung
  • Alkoholkonsum und Zigaretten
  • Äußere Reize (Geräusche, grelles Licht oder bestimmte Gerüche) [6] [7]

Was passiert bei Migräne mit Aura im Körper?

Die Wissenschaft ist sich noch nicht 100%ig einig warum manche Menschen an Migräne leiden und manche nicht. Es wird vermutet, dass neben erblichen Faktoren auch häufig eine Überempfindlichkeit der Nervenzellen in der Hirnrinde (andere Bezeichnung Cortex) eine Rolle spielt. Die Hirnrinde wird in Groß- und Kleinhirnrinde unterteilt. Die Großhirnrinde benötigen wir, um alle geistigen und körperlichen Vorgänge zu verarbeiten. Wiederum ist die Kleinhirnrinde für die Kontrolle des Gleichgewichts und die Verarbeitung und Koordination von motorischen Impulsen zuständig [8].

Die Hirnrinde kann in unserem Körpersystem als Prozessor bezeichnet werden, der zur Verarbeitung von Reizen und Informationen aus der Umwelt benötigt wird und somit eine wichtige Komponente unseres Zentralnervensystems ist.

Bei Untersuchungen von Migräneanfällen konnte man feststellen, dass es zu einem Ungleichgewicht des Serotonin-Haushalts im Gehirn kommt. Serotonin ist ein Botenstoff im Gehirn (Neurotransmitter), auch als "Glückshormon" bekannt, der u. a. Nervensignale weiterleitet. Es kommt im Hirn quasi zu einer Überdosis an Botenstoffen, was das Hirn fehlinterpretiert und als Vergiftung einstuft. Ein folgerichtiges Ergebnis des Körpers ist die Aktivierung von Schutzreflexen in Form von Übelkeit und Erbrechen. Diese Missinterpretation des Körpers ist in diesem Augenblick sinnlos, da es sich um keine Lebensmittelvergiftung über Nahrungszufuhr handelt. Vielmehr kommt es zu einer übermäßigen Reizverarbeitung, welche durch die übermäßige Konzentration an Botenstoffen entsteht. Dies versucht der Körper auf natürliche Weise durch eine starke Abbaureaktion auszugleichen. [8]

Wie enstehen Aurasymptome und Schmerzen?

Durch den Versuch des Körpers ein Gleichgewicht der ausgeschüttenden Botenstoffe wieder herzustellen, kann es zu einer "Spreading Depression" (= sich ausbreitende Dämpfung von Nervenzellen) kommen. Sie ist es, welche bei Menschen mit Migräne die Aurasymptome hervorrufen kann. 
Durch die "Spreading Depression" kann gleichzeitig die Elektrolytkonzentration im Körper gestört werden (z.B. des Mineralstoffs Magnesium), indem die Nervenzellen zunächst intensiv stimuliert und dann deaktiviert werden. 

Das Resultat: Benachbarte Schmerzrezeptoren werden stimuliert und leiten die Schmerzsignale weiter. Entzündungs-Botenstoffe werden freigesetzt. Die Minderdurchblutung im Bereich der Hirnhaut und neurogene Entzündungen sind die Folge. Migräneschmerzen entstehen. [8]

 

Quellen

[1]  https://www.dmkg.de/patienten/antworten-auf-die-wichtigsten-fragen-rund-um-den-kopfschmerz-onlinebroschuere/online_broschuere_migraene
[2] Mastria G, Mancini V, Viganò A, Di Piero V. Alice in Wonderland Syndrome: A Clinical and Pathophysiological Review. Biomed Res Int. 2016;2016:8243145. doi: 10.1155/2016/8243145. Epub 2016 Dec 27. PMID: 28116304; PMCID: PMC5223006.
[3] Lanska DJ, Lanska JR. The Alice-in-Wonderland Syndrome. Front Neurol Neurosci. 2018;42:142-150. doi: 10.1159/000475722. Epub 2017 Nov 17. PMID: 29151098.
[
4] https://ichd-3.org/de/1-migrane/1-2-migraene-mit-aura/
[
5] Totzeck, A. & Diener, H.C. (2016): Migräne. In: Gaul, C. & Diener H.C. (Hrsg.): Kopfschmerzen. Stuttgart: Georg Thieme Verlag. S. 61f.
[6] https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2022/10/12/die-haeufigsten-trigger-faktoren-bei-frauen-mit-migraene/
[
7] https://schmerzklinik.de/service-fuer-patienten/migraene-wissen/ausloeser/
[8] https://schmerzklinik.de/service-fuer-patienten/migraene-wissen/ursachen/

 

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